Get the Basics Done: 7 Tipps für den ersten Schliff, damit eure Präsentationen endlich gut werden

Präsentation, Storytelling, Trainings

Es gibt viele Blogs, schlaue Bücher und Tipps auf Social Media, wie man zu einer guten Präsentation kommt. Am Ende sind es einige universelle Tools und die Weisheit, dass es manchmal klug ist, PowerPoint zu schließen, ein paar schlaue Köpfe zusammen zu holen und zu fragen: „Was ist denn nun meine Botschaft?“

Lars Plickert, Strategischer Berater, Kommunikationsexperte und Trainer bei K16 schreibt an dieser Stelle über Tipps aus seinen Workshop-Erfahrungen.

Wirkungsvolle Präsentationen entstehen im Kopf – nicht in PowerPoint

„Great things never come from comfort zones“ ist eines der Motto-Charts im Rahmen meines Storytelling-Workshops. Auf der Folie ist ein stylisches Sofa zu sehen, auf dem man es sich gerne erst einmal gemütlich machen würde. Das ist meine erste und wahrscheinlich wichtigste Botschaft im Rahmen meines Workshops: Nehmt euch den Raum und die Freiheit, zieht euch zurück und investiert Zeit – in Denken. Denn eine gute Präsentation wird niemals daraus entstehen, dass ihr PowerPoint öffnet und einige eurer Lieblingscharts zusammen kopiert oder einen Kollegen nach der Präsentation von letzter Woche fragt.

Eine gute Präsentation ist ein Prozess, in dem man sich ein Thema so aneignet, so durchdringt, dass sich die Präsentation dann am Ende fast von selbst erzählt. Das Denken ist dann allerdings in der Tat nicht komfortabel, weil zu der Denkaufgabe gehört, Gedanken zu präzisieren und auf den Punkt zu bringen. Auch Entscheidungen zu treffen: was ist wichtig und was kann ich weglassen?

„Kill your darling“ ist ein anderes Motto. Gemeint damit ist, sich von den persönlichen Lieblingen zu trennen, zum Beispiel dem Chart, was auf jeden Fall mit rein muss. Dieser Prozess erfordert vor allem die Disziplin, sich am Anfang die richtigen Fragen zu stellen und die richtigen Dinge nacheinander zu tun. Je mehr Übung ihr dabei habt, desto leichter geht es später von der Hand.

Die Versuchung ist groß, zu schnell in den kreativen Modus zu schalten

Die Versuchung, wenn ihr auf dem Sofa sitzt, ist groß, in den kreativen Modus zu springen und sofort Lösungen zu kreieren. Dieser Versuchung gilt es zu widerstehen. Es ist ganz einfach: Erst muss die Strategie, der Plan stehen, dann könnt ihr kreativ werden. Andersherum wäre es, als wenn ich beim Hausbau ein paar Steine mauere bevor ich überhaupt einen Plan habe.

Überhaupt das Thema Kreativität: Ein Satz, den ich wahrscheinlich in jedem der Workshops gehört habe ist: „Ich bin leider nicht der Kreativste“. Das ist natürlich Quatsch. Jeder ist kreativ. Kreativität ist eine Technik, Dinge die wir erleben, neu zu verbinden. Das kann man lernen, zum Beispiel mit Kreativitätstechniken. Über Kreativität solltet ihr euch also keine Gedanken machen. Aber Kreativität braucht einen Nährboden, braucht Substanz, braucht Content. Und genau da steigen wir jetzt ein.

In diesem Sinne. Let’s get things done. Raus aus der Komfortzone, rauf aufs Sofa. Los geht’s.

1. Mitstreiter suchen

Eine der spannendsten Erfahrungen in Workshops sind die Gruppenarbeiten. Präsentationsthemen werden zusammen mit Kolleg*innen erarbeitet. Schnappt euch für euer nächstes Präsentationsprojekt Mitstreiter*innen und startet mit ihnen gemeinsam.

Meistens wird eine dieser Personen natürlicherweise der Owner der späteren Präsentation bleiben. Aber es ist gut, von Anfang an Kolleg*innen an Bord zu haben, die das Thema herausfordern und die immer wieder im Entstehungsprozess der Präsentation als Ideengeber, Sparringspartner oder später als kritisches Publikum eine neue Sichtweise einbringen können.

2. Überblick verschaffen

Eine Präsentation ist später linear aufgebaut. Um das Denken zu ermöglichen, müsst ihr aber das Ganze überblicken. Das Erste, was ich früher gemacht habe, wenn wir in einem Projekt den Auftrag hatten, eine bestehende Präsentation zu überarbeiten, war es, sie auszudrucken, an eine Wand zu hängen und das Big Picture zu betrachten.

Heute erarbeite ich Workshops mit Kunden meist direkt die Inhalte „from the scratch“. Das heißt, sie sind ja eigentlich schon da – sie müssen nur aus dem Kopf in die physische Welt transportiert werden – zu Beispiel auf ein Whiteboard.

Das perfekte Äquivalent in Zeiten von Corona und Online-Session ist aus meiner Sicht Miro als digitale Variante eines Whiteboards.

3. Zielsetzung festlegen

Bevor ihr mit der Präsentation startet, lohnt es sich, einige weitere Dinge auf euer Whiteboard zu schreiben. Wer ist eure Zielgruppe? Habt ihr vielleicht mehrere? Wie sieht das Szenario aus, in dem ihr eure Präsentation einsetzt? Schreibt es auf! Vielleicht habt ihr ein Bild des Veranstaltungsortes: hängt es dazu.

Eine meiner Lieblingsübungen an dieser Stelle ist das www-Prinzip. 5 Minuten Zeit für 3 Fragen:

  1. Frage: Was wollt ihr mit eurer Präsentation erreichen?

  2. Frage: Was sollen die Zuhörer unbedingt wissen?

  3. Frage: Was soll sich konkret für die Zuhörer/Zielgruppe durch die Präsentation verändern?

Besonders über die letzte Frage lohnt es sich gut nachzudenken. Warum sollte das, mit dem ich in meiner Präsentation um die Ecke komme, denjenigen, der vor mir sitzt, interessieren? Welches Angebot habe ich dabei, das sein Leben verändert, mindestens ein kleines bisschen?

4. Kernbotschaften formulieren

Zur strategischen Grundausbildung praktisch jedes Kreativen gehört die Regel, dass ohne eine präzise Kernbotschaft keine gute Kreation möglich ist. Eine Kreation, die auf die Kernbotschaft einzahlt, ist tendenziell eine gute Kreation. Eine Kreation, die das nicht tut, mag kreativ oder ausgefallen sein, verfehlt aber ihr Ziel.

Eine Kernbotschaft sollte wiederum die Eigenschaft haben, dass sie auf den wichtigsten Produktnutzen einzahlt und präzise als eine (!) Botschaft formuliert ist. Interessanterweise wird dieses Prinzip für Präsentationen recht selten eingesetzt. Dabei ist eine gute Kernbotschaft ein Erfolgskriterium für die Klarheit jeder Kommunikation.

Was ist die eine Kernaussage, mit der ihr in Erinnerung bleiben wollt? Ihr habt auf eurem Whiteboard bereits Zielgruppen und Zielsetzung notiert und eure Inhalte sortiert? Jetzt überlegt euch doch noch, wie ihr das alles in einer Kernbotschaft zusammenfassen könnt. Das ist der Fixstern für die Umsetzung eurer Präsentation.

5. Verschiedene Storylines verproben

Spätestens jetzt habt ihr eine Basis, die euch die Freiheit gibt, verschiedene Wege auszuprobieren. Es gibt verschiedene Wege, wie ihr eure Storyline aufbauen könnt, wie der rote Faden eurer Präsentation verlaufen kann. Ihr könntet die Präsentation beispielsweise nach dem Modell aufbauen:

  1. Ausgangssituation

  2. Problem

  3. Lösung

Die Form eines Trichters. In der Literatur wird dieser Aufbau auch SCS (Situation Complication Solution) genannt.

Oder ihr dreht das Prinzip und beginnt direkt mit eurer Kernaussage (Pyramide). Selbstverständlich könnt ihr euch auch freier bewegen und eure Präsentation wie eine Geschichte nach dem Modell Anfang, Mitte, Schluss aufbauen.

Und noch ein Tipp: Denkt vielleicht erst einmal nicht so viel an Struktur. Findet durch Ausprobieren heraus, welche Flow sich am besten anfühlt. Dadurch, dass ihr immer noch auf eurem Whiteboard unterwegs seid und die Präsentation beispielsweise mit Post-its durchplant, habt ihr maximale Freiheit, schnell verschiedene Wege zu verproben. Das macht euch sicherer und eure Präsentation stärker.

6. Kreativitätstechniken nutzen

An dieser Stelle könnt ihr gut Kreativitätstechniken einsetzen. Besonders gut funktionieren aus unserer Agenturerfahrung beispielsweise die Kreativitätstechniken von Mario Pricken. Das sind verschiedene Kartensets, die ihr auch gut mit Mitstreiter*innen zusammen nutzen könnt, was sehr viel Spaß machen kann und häufig wirklich zu überraschenden Ergebnissen führt.

Natürlich könnt ihr auch ganz viele andere Techniken verwenden. Entscheidend ist, dass ihr auf eure Vorarbeit aufsetzt. Insbesondere solltet ihr nicht ohne Kernbotschaft starten. Ansonsten seid ihr im Blindflug unterwegs und es kann sehr kontraproduktiv sein, kreative Ideen zu nutzen, die nicht die Richtung unterstützen, in die ihr mit eurer Präsentation eigentlich gehen möchtet.

Es gibt viele Dinge, die aus eurem Kreativ-Brainstorming herauskommen können. Geschichten, Anekdoten, Metaphern, Analogien, überraschend inszenierte Fakten. Verbindet diese Ansätze mit eurer Storyline, schreibt sie fort und um und überprüft, das was Ihr entwickelt an euren Zielsetzungen und eurer Kernbotschaft.

7. Vor Publikum verproben

Jetzt seid ihr an einer Stelle, wo es lohnt eure Storyline und eure Ideen das erste Mal vor Publikum zu verproben. Ja, genau. Ihr habt ja noch keine Charts, aber die Story und die Präsentation hat längst in eurem Kopf begonnen, Gestalt anzunehmen.

Vielleicht haben eure Mitstreiter*innen euch an einigen Punkten dieser Reise begleitet. Holt sie wieder dazu und erzählt eure Präsentation praktisch trocken ohne Charts. Das was ihr lernt, nehmt ihr mit in die Optimierung eurer Storyline. Jetzt seid ihr soweit, endlich PowerPoint zu öffnen, um das, was ihr so klar vor Augen habt, auf Charts zu bringen.

Ihr werdet sehen, dass sich auch das Arbeiten in PowerPoint ganz anders anfühlt als vorher. In diesem Schritt: Keep it simple. Weniger ist bei guten Charts meistens mehr. Seid euch bewusst: Ihr habt eure Präsentation schon in euch. Mit den Charts schafft ihr nur die Bühne, auf der ihr eure Story vor dem Publikum inszeniert.

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Lars Plickert, Storytelling-Experte und Trainer bei K16

Über Lars und seine Arbeit bei K16

Ich bin seit 2005, nur unterbrochen durch einen kurzen Ausflug in die Gründerszene, bei K16 und betreue heute als Strategischer Berater und Kommunikationsexperte Unternehmenskunden aus praktisch allen Branchen. Dazu gehören Projekte der Change-Kommunikation, der Markenentwicklung und Kommunikation im Rahmen von Events. Ein Medium, an dem man bei K16 dabei definitiv nicht vorbeikommt, sind Präsentationen. Aus meiner Sicht eine der schönsten und wirkungsvollsten Kommunikationsformen überhaupt, weil sich hier Themen unmittelbar und persönlich mit Menschen verbinden. In Workshops und Trainings berate ich Kunden dabei, wie sie die Geschichten für ihr Präsentationsthema − oft sind das komplexe B2B-Themen − in wirkungsvolle Präsentationen übersetzen und dabei auf der Bühne vor Publikum bestehen. In diesem und den folgenden Blogbeiträgen, möchte ich Erkenntnisse aus diesen Trainings und meiner Arbeit in Kundenprojekten teilen.

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